Petra Weser-Bissé
Arbeitscredo und Bürgersinn
Das Motiv der Lebensarbeit in Werken von Gustav Freytag, Otto Ludwig, Gottfried Keller und Theodor Storm

Der liberalbürgerliche Arbeitsbegriff wird nach der fehlgeschlagenen 48er Revolution als Ideologie der bürgerlichen Arbeit zu einer dominierenden Kraft. Zunehmend stellen sich Arbeit und Erwerb als objektive Aufgabe nicht nur des bürgerlichen Menschen dar, werden ihr individuelle und kollektive Energien derart eingeformt, daß sie für die Aufrechterhaltung des gesellschaftspolitischen und ökonomischen Status quo nur noch unentbehrlich sein können. Dies belegt u.a. das Motto des Programmrealisten Julian Schmidt, das den 1855 erschienenen Roman „Soll und Haben” von Gustav Freytag auf seiner Bestseller-Karriere begleitet und zugleich Stimmungsbild und Propaganda ist: „Der Roman soll das deutsche Volk da suchen, wo es in seiner Tüchtigkeit zu finden ist, nämlich bei seiner Arbeit.” Aber auch die fast zeitgleich edierten Romane „Zwischen Himmel und Erde” und „Der grüne Heinrich” der Poetischen (Bürgerlichen) Realisten Otto Ludwig und Gottfried Keller stellen das Motiv der Arbeit in eine bis dahin in der Literatur so nicht gekannten Weise in ihren Mittelpunkt.
Noch in seinen letzten Werken beruft sich der Poetische Realismus emphatisch auf die identitätsstiftende und emanzipatorische Größe Arbeit, wobei sich die Darstellung von ethischer Arbeit vor dem Hintergrund sich intensivierender ökonomischer Prozesse als zunehmend schwierig erweist. Mit der Forderung nach Persönlichkeitsrechten gerät im Laufe der Epoche neben Ständeordnung und Patriarchat deshalb auch die liberale Wirtschaftsordnung in Kritik. Die Suche nach Gerechtigkeit, nach der Wiederfindung humanbürgerlicher Ideale macht die Literatur der Epoche zum Ort der Auseinandersetzung.

Die Autorin
Petra Weser-Bissé studierte Neuere deutsche Literaturgeschichte, Germanische Philologie und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, wo sie 2007 mit vorliegender Arbeit promovierte.

ca. 620 Seiten, Broschur mit Fadenheftung
Format 15,5 x 23,5 cm
Epistemata Literaturwissenschaft 617
Erscheinungstermin: 4. Quartal
ca. € 68,00 / SFr 117,60
ISBN 978-3-8260-3691-0

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