Katja Malsch
Literatur und Selbstopfer
Historisch-systematische Studien zu Gryphius, Lessing, Gotthelf, Storm, Kaiser und Schnitzler

„Wie haben wir uns hinzugeben und doch das Individuum zu bewahren?“ fragt Jeremias Gotthelf zwei Jahre vor Erscheinen seiner Novelle ‚Die schwarze Spinne‘. Die vorliegende Studie geht dieser Frage nach, indem sie literarische Selbstopferdarstellungen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart untersucht. Sie zeigt am Beispiel von Gryphius’ ‚Catharina von Georgien‘, Lessings ,Philotas‘, Gotthelfs ,Die schwarze Spinne‘, Storms ,Der Schimmelreiter‘, Kaisers ,Die Bürger von Calais‘ und Schnitzlers ,Traumnovelle‘, daß das Potential einer Literatur, die Selbstopfer darstellt, darin liegt, die unterschiedlichen Spannungsverhältnisse, in denen sich das Individuum befindet, zu gestalten und zu kommentieren: erstens das Verhältnis zu sich selbst, zweitens zu der Gemeinschaft, auf die es sich bezieht, und drittens zu den Mächten und Gewalten, die es selbst als autonomes Subjekt begren­zen und übersteigen. Während die aktuelle interdisziplinäre Diskussion das Opfer vornehmlich als gesellschaftliches Phänomen im Zusammenhang von Macht, Unterdrückung und Gewalt begreift, wird das Selbstopfer in dieser Untersuchung als kultureller Handlungstyp gedeutet, der einerseits Krisensituationen zu lösen und Gemeinschaften zu (re‑)konstituieren vermag, andererseits aber auch eine ungewöhnliche Form der Selbstinszenierung darstellt, die mit dem Anspruch auf soziale Gerechtigkeit und Unsterblichkeit verbunden ist.

Die Autorin
Studium der Germanistik, Linguistik und Ev. Theologie, Promotion 2006 mit der vorliegenden Arbeit, zur Zeit Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld.

ca. 200 Seiten, Broschur mit Fadenheftung
Format 15,5 x 23,5 cm
Epistemata Literaturwissenschaft 607
Erscheinungstermin: 4. Quartal
ca. € 29,80 / SFr 52,20
ISBN 978-3-8260-3661-3

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