Martin Beyer
Das System der Verkennung
Christa Wolfs Arbeit am Medea-Mythos

Christa Wolf hat, auf den ersten Blick, in ihrem Roman Medea. Stimmen die Kernelemente des Mythos umgekehrt. Hier ist Medea nicht die Rasende, die aus Eifersucht ihre Kinder und ihre Rivalin Glauke ermordet. In Wolfs Fassung werden der kolchischen Königstochter in einem machtpolitisch motivierten Intrigenspiel diese Verbrechen lediglich nachgesagt. Medea wird zur Kindsmörderin ‚gemacht’, sie muss eine Sündenbockrolle und somit die Verantwortung für die Fehlleistungen der politischen Machthaber in Korinth übernehmen. Dieser gesamte Prozess lässt sich als ein System der Verkennung beschreiben, der Sündenbockmechanismus ge-neriert den Mythos der kindsmordenden Furie, als die uns Medea in den zahlreichen Überlieferungen des Stoffes begegnet. Nach einer Diskussion literaturwissenschaftlicher Mythosforschung gilt es, dieses System und die daraus resultierende textimmanente Mythengenese in einem methodischen Dreischritt (Foucault, Girard, Lotman) zu analysieren, um von diesem Ausgangspunkt aus zu weiterfüh-renden Fragestellungen zu gelangen, die nicht nur die politische Diskussion um Christa Wolf betreffen, sondern auch das Gesamtwerk der Autorin in den Fokus rücken.

Der Autor
Martin Beyer, geb. 1976, Studium der Germanistik und Philosophie in Bamberg. Promotion 2005 bei Professor Dr. Wulf Segebrecht mit vorliegender Arbeit. Seit 2002 Lehrbeauftragter in Bamberg.

ca. 220 Seiten, Broschur mit Fadenheftung
Format 15,5 x 23,5 cm
Erscheinungstermin: 3. Quartal
ca. € 29,80 / SFr 52,20
ISBN 3-8260-3376-0

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