Vera Schneider
Wachposten und Grenzgänger
Deutschsprachige Autoren in Prag und die öffentliche Herstellung nationaler Identität

Zwei gegenläufigen Tendenzen prägen das multiethnische Prag in den letzten Jahrzehnten der Habsburgermonarchie: Die räumliche Nähe der nationalen Gruppen und ihre zunehmende lebens-praktische Verflechtung wird konterkariert von einem immer stärker werdenden Bedürfnis nach Abgrenzung. Der kommunalpolitischen Dominanz der tschechischen Mehrheitsbevölkerung sucht man auf deutscher Seite mit der Stärkung jener kollektiven Vorstellung von Gemeinschaft zu begegnen, die den Kern nationaler Identität bildet. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Tagespresse, insbesondere die Deutsche Zeitung Bohemia. „Wachposten und Grenzgänger“ betrachtet zunächst die dort etablierten rhetorischen Strategien und Meinungsroutinen, die den Kommunikationsalltag der Stadt begleiten. Die Ergebnisse dieser Lektüregänge werden mit Prosatexten von Rainer Maria Rilke, Karl Hans Strobl, Max Brod, Ernst Weiß, Egon Erwin Kisch und Gustav Meyrink konfrontiert, die auf ihre Weise ebenfalls Aufschluss über das Neben-, Mit- und Gegeneinander von Deutschen und Tschechen geben. In diesem Kontext beweist die Literatur ihren diskursiven Eigensinn: Sie kann die Grenzen des öffentlich Sagbaren nicht nur beglaubigen, sondern auch in Frage stellen.

Die Autorin
Vera Schneider, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam, studierte Germanistik und Theaterwissenschaft.

ca. 320 Seiten, Broschur mit Fadenheftung
Format 15,5 x 23,5 cm
Epistemata Literaturwissenschaft 631
Erscheinungstermin: 2. Quartal
ca. € 48,00 / SFr 84,00
ISBN 978-3-8260-3775-7

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