Wolfram Mauser
Billigkeit
Literatur und Sozialethik in der deutschen Aufklärung
Ein Essay

Der Begriff der Billigkeit – ursprünglich vor allem ein Prinzip der Rechtspraxis – stellte im 18. Jahrhundert ein sozialethisches Regulativ von großer Wirksamkeit dar. Mit ihm verfügten die Untertanen im absolutistischen Staat über ein Denk- und Verhaltensprinzip, das nicht auf Hierarchie, sondern auf Gegenseitigkeit, wechselseitigen Respekt und allgemeine Rücksichtnahme setzte. Hierbei berief man sich auf das säkulare Naturrecht. Das Schrifttum der Zeit trug wesentlich zur Verbreitung dieser spezifisch aufklärerischen Sozialethik bei. Im Zeichen von Billigkeit verständigten sich nicht nur gleichberechtigte Bürger auf einen fairen Umgang miteinander, der Grundsatz bewährte sich auch als Alternative zu dem in sich widersprüchlichen Begriff der Toleranz, als Wahrheitserweis in der Auslegungskunst (G. F. Meier), als Kriterium für sachgerechte Kritik (Lessing) und als Kern des Humanitätsgedankens in der Geschichtsphilosophie (Herder). In der Zeit des Sturm und Drang (›Faszination des Unbilligen‹) verlor der Begriff an Aktualität, seine Substanz aber ist im politisch-gesellschaftlichen Denken bis heute lebendig, auch wenn das Wort kaum noch benutzt wird.

Der Autor
Wolfram Mauser, em. Professor für neuere deutsche Literatur an der Universität Freiburg i. Br. Studium und Lehrtätigkeit in Österreich, Frankreich, Italien und den USA. Zahlreiche Publikationen sind bei K&N erschienen
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250 Seiten, Broschur mit Fadenheftung
Format 14 x 22,5 cm
Noch nicht angeboten, bereits erschienen
€ 29,80 / SFr 52,20
ISBN 978-3-8260-3760-3

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