Michael Wladika
Breite des Ichs
Systematische Studien zu Descartes

Descartes’ Werk in seiner Gänze wie in jedem, zumindest jedem größeren einzelnen Text ist bleibend uneindeutig. Und es bleibt hier trotz aller Vermittlungsbemühungen unvermittelt Entgegengesetztes.
Dies Entgegengesetzte nun erklärt sich – so die Argumentationen der vorliegenden Studien –, wenn die folgenden beiden gedanklichen Schritte gemacht werden: Zum einen muß von zwei Reihen Cartesischen Denkens ausgegangen werden, die aus selbst wiederum angebbaren Gründen in Descartes’ Schriften bleibend unausgeglichen präsent sind. Zum anderen ist die zweite dieser Reihen entschlossen so zu interpretieren, daß sie einer methodischen Form folgt, die Descartes selbst beinahe nirgendwo angesprochen, geschweige denn ausgefaltet hat. Wird so vorgegangen, so folgt, daß bezüglich Descartes’ Werk in Methoden-, in Formhinsicht nicht mehr nur von Intuition, Deduktion, Enumeration usf. gesprochen werden kann, sondern vielmehr so wunderliche Dinge wie Wiederholungen des Zweifels, Aufspaltungen von Inhalten in Klarheit und Wahrheit, Einheiten von Einschränkung und Entschränkung von Erkenntnisansprüchen zur Sprache kommen müssen. Hier hängt denn vieles mit vielem zusammen; Descartes’ Denken reichert sich mannigfaltig, so etwa auch philosophiegeschichtlich noch weiter an.
Entsprechend den unterschiedlichen Formen Cartesischen Denkens ergeben sich unterschiedliche Inhalte desselben. Methodisch wie metaphysisch wird alles verständlich, was ansonsten schroff und widersprüchlich gegeneinandersteht. Auf den zentralen Punkt zusammengezogen formuliert: Mathematische Methode und reines Ich können mit Descartes selbst zugunsten zumindest quasidialektischer Denkformen sowie einer nunmehr alles andere als abstrakten Subjektauffassung verlassen werden. Das Ich wird in sich so breit, daß es als reines Urteils- und Zweifelssubjekt nicht festhaltbar ist, sondern unmittelbar in Urteile, halbbewußte Auffassungen, ja Leidenschaften auseinandergeht. Es wird so breit, daß das Denken sein Anderes, das Ausgedehntsein, in einem nicht nur metaphorischen Sinne in sich hineinzieht.

Der Autor
Univ.-Doz. Mag. Dr. Michael Wladika: Geb. 1967; Studium der Philosophie und Anglistik in Wien und Aberdeen (Schottland); 1991 Mag. phil.; 1995 Dr. phil.; seit 1996 wissenschaftlicher Assistent am Wissenschaftlich-Theologischen Seminar (Abteilung Philosophie) der Universität Heidelberg, externer Dozent am Institut für Philosophie der Universität Wien; 2004 Habilitation im Fach Philosophie. Forschungsschwerpunkte: Deutscher Idealismus, Rationalismus der frühen Neuzeit.

ca. 200 Seiten, Broschur mit Fadenheftung
Format 23,5 x 15,5 cm
Erscheinungstermin: 2. Quartal
ca. € 29,80 / SFr 52,20
ISBN 3-8260-3248-9

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