Isolde Mozer
Zur Poetologie bei
Heinrich Eduard Jacob

Heinrich Eduard Jacob (1889-1967), ein gefeierter Literat und geschätzter Journalist in der Weimarer Republik, war Lesern der Nachkriegszeit noch als Verfasser von Musikerbiographien (über Strauss, Haydn, Mozart und Mendelssohn) und kulturhistorischen Sachbüchern (über den Kaffee und das Brot) bekannt. Die Wiederentdeckung des erzählerischen und dramatischen Werks von Jacob fördert nun einen Schriftsteller zutage, der der Moderne ein unerwartetes, nämlich ein mystisches Profil verleiht. Denn die Diagnose einer beschädigten, fragmentierten Welt inspiriert den jüdischen Autor zu welthistorischen Erlösungserzählungen, die einem einzigen Ziel verpflichtet sind: der Restitutio ad integrum. Dieses Telos operiert gleichzeitig explizit und hermetisch. Jacob amalgamiert moderne Signaturen, etwa die der Sachlichkeit, der Plötzlichkeit und der Serialität, mit Traditionssträngen aus der gesamten abendländischen Geistesgeschichte. Dazu gehört die Aktualisierung des frühsozialistischen Enzyklopädie-Projekts und der neoromantische Aufweis von verrätselten, untergründigen Verwandtschaftsverhältnissen scheinbar disparater Phänomene. Ohne Beispiel in der Literaturgeschichte ist Jacobs Ästhetik in der mimetischen Repräsentation der Selbstoffenbarung Gottes durch das kabbalistische Arkanum. Die okkulte jüdische Theosophie ist für Jacob ein verläßlicher Weg aus der Krise der Moderne und intendiert, ganz im Benjaminschen Sinne, die „Rettung der europäischen Kultur aus dem Geiste des Judentums“.

Die Autorin
promovierte mit der vorliegenden Arbeit 2005 in Frankfurt. Sie unterrichtet Deutsch als Fremdsprache an der Universität Frankfurt am Main. Veröffentlichungen im Funk und in Printmedien zu didaktischen, literarischen, filmischen und kulturgeschichtlichen Schwerpunkten.

444 Seiten, Festeinband
Format 23,5 x 15,5 cm
Epistemata Literaturwissenschaft 558
noch nicht angeboten, bereits erschienen
€ 49,80 / SFr 87,20
ISBN 3-8260-3224-1

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