Sylke Kirschnick
Tausend und ein Zeichen
Else Lasker-Schülers Orient
und die Berliner Alltags- und
Populärkultur um 1900

In der Alltags- und Populärkultur der wilhelminischen Reichshauptstadt hatten Orientalismen über Jahrzehnte hinweg Konjunktur. Inszenierungen wie die Tableaus im Panoptikum, die Pantomimen im Circus Busch, die Stereofotografien im Kaiserpanorama, die Schaustellungen im Lunapark, das Angebot in den Warenhäusern oder öffentliche Festakte und Paraden zeugten von einer sinnfälligen Theatralität. Else Lasker-Schüler boten sie ein unerschöpfliches Reservoir für ausgedehnte Entlehnungen. Palmen, Pyramiden, Teppiche, Mumien, Fakire, Derwische oder Halbmond und Stern wurden in den Prosabänden Die Nächte Tino von Bagdads (1907), Der Prinz von Theben (1914), Mein Herz (1912) und Der Malik (1919) stets von neuem arrangiert. Die Studie situiert die literarischen Texte im kulturhistorischen Kontext und verfolgt seine Spuren bis in den Satzbau der Lasker-Schülerschen Prosa. Wie die Autorin der Berliner Avantgarde die auf den Straßen und im Vergnügungsleben aufgeklaubten Zeichenprogramme des Fremden zu poetischer Sprache verarbeitet hat, ist zentrale Fragestellung der mit zahlreichen Abbildungen versehenen Publikation.

Die Autorin
Sylke Kirschnick, Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaft in Berlin und Strasbourg; 2001–2004 Wissenschaftliche Mitarbeiterin des DFG-Forschungsprojekts „Literatur- und Kulturgeschichte des Fremden“ an der Humboldt Universität zu Berlin; 2004 Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Publikationen zu den Schwerpunkten Demokratieentwicklung, Zivilgesellschaft, Rechtsextremismus und zur Kulturgeschichte der Moderne.

352 Seiten, Broschur mit Fadenheftung
Format 23,5 x 15,5 cm
Epistemata Literaturwissenschaft 555
Erscheinungstermin: 2. Quartal
€ 49,80 / SFr 87,20
ISBN 3-8260-3207-1

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