Ralf Bohn
Technikträume und Traumtechniken
Die Kultur der Übertragung und die
Konjunktur des elektrischen Mediums

Freuds Äußerung, die Vorstellungen von Raum und Zeit müßten im Licht der Psychoanalyse modifiziert werden, hat mehrfache Berechtigung: Erstens führen Medieninventionen im 19. Jh. zu einer Destabilisierung normierender Naturerfahrung, besonders unter den Phänomenen Elektrizität und Magnetismus, von denen die Triebtheorien Freuds beeinflußt sind. Zweitens führt eine Relativierung des Kraftbegriffs zu einer Entzauberung des Kausalitätsprinzips, wie sie Freud in seiner Traumkonzeption annonciert. Drittens zeigt sowohl der Traum des technischen Fortschritts als auch der Traum der Psychoanalyse, wie die klassische Medienvorstellung in elektrodynamische Netz- oder Feldtheorien beschreibbar wird. Einsteins Liquidierung des Äthers und Freuds Liquidierung eines medialen Bewußtseins offenbaren das Übertragungsverhältnis von Physik und Psychoanalyse. Dialektische Negationen ersetzen mediale Positionen – dort die Lichtgeschwindigkeit, hier das Unbewußte.
Die Geschichte dieser neuen Medienvorstellung beginnt mit Hegels Naturphilosophie, die die Kantische Kritik an Newtons Kraftbegriff aufgenommen und in eine Dialektik von relativen Orten und absoluter Zeit überführt hat. Hegel bereitet damit wesentliche Einsichten der elektrodynamisch revisionierten Physik vor. Es wird möglich, Übertragungen intermedial zu denken – auf Kosten metaphysischer und magischer Bezugssysteme.
Im Anschluß an die Entschlüsselung des modernen Traums der Medientechniken haben Benjamin, Heidegger, und Bergson auch die mediale Konzeption von Sprachlichkeit und ihre besondere Raum-Zeit-Projektion modifiziert.

Der Autor
Dr. Ralf Bohn, Dipl.-Des., Privat-Dozent für Ästhetik und Kulturwissenschaft an der Universität Wuppertal, Dozent für Kultur- und Medienwissenschaft sowie Medientechnik an der Fachhochschule Düsseldorf, Kommunikationsdesigner, zahlreiche Veröffentlichungen zur Kulturwissenschaft und Philosophie. Bei Königshausen & Neumann erschien: Transversale Inversion. Symptomatologie und Genealogie des Denkens in der Philosophie Robert Musils.

384 Seiten, Broschur mit Fadenheftung
Format 23,5 x 15,5 cm
Noch nicht angekündigt, bereits erschienen
€ 49,80 / SFr 87,20
ISBN 3-8260-2926-7

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