Robert Bees
Die Oikeiosislehre der Stoa
I. Rekonstruktion ihres Inhalts

Die im Zentrum der stoischen Ethik stehende Oikeiosislehre erfährt in der vorliegenden Studie eine umfassende Neubehandlung. Sie ist gleichzeitig verbunden mit Untersuchungen zu den vindizierten Fragmenten des Poseidonios. Indem die orthodoxe Ethik von der Lehre des Poseidonios abgegrenzt wird, erweist sich die seit Karl Reinhardt vertretene Zuschreibung von Senecas 121. Brief an ihn als unhaltbar. Auch andere relevante Quellen wie Ciceros 2. Buch De natura deorum werden vom Autor für die alte Stoa zurückgewonnen, wodurch die Erforschung der Oikeiosis auf eine breite Basis gestellt wird. Durch Einbeziehung weiterer, bislang nicht herangezogener Texte wird deutlich gemacht, daß die Lehre nur im Gesamtsystem der stoischen Philosophie, d.h. der Theologie und Kosmologie, erklärbar ist.
Die Auswertung der Ergebnisse der modernen Verhaltensbiologie und Soziobiologie führt zu überraschend neuen Erkenntnissen: So ist mit Oikeiosis nicht ein Prozeß der Selbsterkenntnis beschrieben, wie die communis opinio will, sondern eine genetische Programmierung des Verhaltens. Als Entdeckung des 20. Jahrhunderts gilt, daß das Verhalten von Tieren und Menschen in den Bereichen, die die Selbst- und Arterhaltung betreffen (Egoismus und Altruismus), genetisch determiniert ist. In der Studie wird nachgewiesen, daß dies bereits ein grundlegendes Element der Oikeiosislehre ist. Das Telos des naturgemäßen Lebens besitzt mithin eine dem soziobiologischen Ansatz vergleichbare kosmo-biologische Dimension, insofern alles Handeln des Menschen letztlich auf die Erhaltung des Gesamtsystems angelegt ist.
Im zweiten Teil der Studie wird der Autor die seit Dirlmeier (1937) diskutierte Originalität der stoischen Oikeiosislehre bestimmen, ihre Stellung in der griechischen Philosophie, d.h. ihre Quellen und vor allem das Verhältnis zu den Lehren der konkurrierenden hellenistischen Schulen aufzeigen und die Nachwirkung bis zur Neuzeit behandeln.

Der Autor
Robert Bees studierte Klassische Philologie und Geschichte in Würzburg, 1992 Promotion. Er habilitierte sich mit der vorliegenden Arbeit 2002 in Tübingen. Derzeit Leitung eines Forschungsprojektes der Fritz Thyssen Stiftung zu Poseidonios.

396 Seiten, Hardcover mit Fadenheftung
Format 23,5 x 15,5 cm
Epistemata Philosophie 258
€ 75,00 / SFr 130,60
ISBN 3-8260-1700-5

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